Frank Heidemann zum Bericht „Gut die Hälfte ist geschafft“

Rathaus

Zum Bericht „Gut die Hälfte ist geschafft“ („AZ“ vom 3. Oktober):

Eigentlich wollte ich mich an der Diskussion um das Rathaus nicht mehr beteiligen, aber die Äußerungen der Rathausfreunde über die aus ihrer Sicht mögliche Manipulation der Unterlagen durch die Verwaltung haben mich meine Meinung ändern lassen. Damit sind sie doch deutlich übers Ziel hinausgeschossen. Ich kann nur hoffen, dass sie diese Behauptung explizit belegen können. Denn wenn sich diese als unwahr herausstellen sollte, beschädigen sie sich ihren, bei mir persönlich eh schon lädierten, Ruf. Zumal auch sie eine eigene Art haben, mit Fakten umzugehen. Wie sie den Erläuterungsbericht der CoBau, den sie auf ihrer Webseite nur in Auszügen veröffentlichen, für ihre Meinung nutzen, finde ich interessant. Sie betonen, dass eine Sanierung gut 25 Prozent günstiger ist und berufen sich dabei auf den entsprechenden Absatz auf Seite 3 Dass der Absatz am Anfang der Seite 4eine 25-prozentige Einsparung eines Neubaus zur Sanierung ausweist, darauf weisen sie nicht hin. Ebenso wenig wie auf die dort aufgeführten weiteren Kosten, die im Sanierungsfall entstehen könnten. Sie gehen auf den Grundtenor des Berichts trotz ihrer in rot verfassten Kommentare ihrerseits nicht ein.

Mal abgesehen davon, dass das zu Grunde liegende Gutachten der iSFM GmbH schon acht Jahre alt ist, befasst es sich im Kern mit dem Vergleich einer Teilsanierung zu einem anders als jetzt konzipierten Neubau. So soll die Stadthalle autark gestellt werden und das Technische Rathaus soll erhalten bleiben. Die Sanierung des Rathauses selbst sollte in erster Linie nur die Bereiche Dach, Fassade und Haustechnik umfassen. Dass die Kosten so einer Teilsanierung geringer ausfallen als die einer alle Gewerke umfassenden Kernsanierung, verwundert wohl niemanden. Somit hinkt der Vergleich der Zahlen von damals mit den Zahlen von heute, oder anders gesagt, sie vergleichen dort Äpfel mit Birnen.

Ebenso interessant finde ich die von ihnen auf ihrer Website aufgestellte Behauptung, dass ein Betrieb der Stadthalle während des Baus des Bürgerforums entgegen der Aussagen der Leitung des Hauses nicht möglich ist. Als Beleg führen sie die Konzeptzeichnung an, die auf der Veranstaltung der Stadthallenleitung gezeigt wurde. Auf dieser ist zu erkennen, dass der dort eingezeichnete Baukörper des zukünftigen Bürgerforums in den Bereich der jetzigen Stadthalle ragt. Was sie allerdings nicht erwähnen, ist, dass wir uns immer noch in der Leistungsphase 2 der Planung befinden und in dieser gibt es noch keine exakten Pläne, die die Maße des Gebäudes oder dessen Flächenbedarf angeben. Von daher weiß zum jetzigen Zeitpunkt niemand, wie der zukünftige Baukörper des Bürgerforums aussehen wird.

Das sind nur zwei Beispiele dafür, dass man Fakten so oder so interpretieren kann, was ja noch legitim ist. Allerdings sollte man sich davor hüten, andere dafür zu verunglimpfen, wenn man es selbst nicht anders macht. Oder anders gesagt: Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.

Frank Heidelmann

Bismarckstraße 39a